Wenn Compliance zur Chance wird – wie Regulatorik zur Professionalisierung und Effizienzsteigerung beiträgt

Blog, 08.05.2025

In der Finanzdienstleistungsbranche gelten Compliance und Regulatorik häufig als notwendige Pflichten. Doch ein differenzierter Blick zeigt: Wer regulatorische Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern als strategischen Hebel begreift, kann klare Wettbewerbsvorteile erzielen. Besonders im Kontext des Digital Operational Resilience Act (DORA) der EU wird deutlich, welches Potenzial in einer proaktiven, professionellen Herangehensweise steckt.

Regulatorik als Treiber für Effizienz und Exzellenz

Anstatt Compliance als Belastung zu begreifen, eröffnet sich Unternehmen die Möglichkeit, ihre Prozesse und Systeme gezielt zu optimieren. Eine konsequente Dokumentation, transparente Bewertung und kontinuierliche Anpassung relevanter Prozesse schafft nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern auch strukturelle Klarheit. Dies wirkt sich positiv auf die interne Effizienz und die externe Wahrnehmung aus.

Ein regulatorischer Rahmen wie DORA kann dabei als Katalysator wirken. Die Verordnung zwingt Finanzunternehmen dazu, ihre operationale Resilienz zu hinterfragen, IT-Risiken systematisch zu bewerten und Notfallpläne zu implementieren. Unternehmen, die diesen Impuls ernst nehmen, können über die bloße Erfüllung hinausgehen und ihre gesamte Organisation robuster und zukunftsfähiger aufstellen.


Intrinsische Motivation als Erfolgsfaktor

Regelkonforme Prozesse entstehen nicht allein durch Vorgaben oder Kontrollen. Entscheidend ist eine Unternehmenskultur, in der Compliance nicht nur als Pflicht, sondern als Teil professionellen Handelns verstanden wird. Insbesondere intrinsisch für Regulatorik motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  leisten hier einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Umsetzung regulatorischer Anforderungen.

Wenn diese Haltung in der Organisation verankert ist, entstehen Prozesse, die nicht nur regelkonform, sondern auch nachvollziehbar, transparent und resilient sind. Compliance wird so zur gelebten Praxis, zur Quelle der Klarheit und Verlässlichkeit – intern wie extern.

Chancen- und Risikomanagement auf Augenhöhe

Während in vielen Unternehmen ein detailliertes Risikomanagement längst Standard ist, fristet das Chancenmanagement oft ein Schattendasein. Dabei bietet gerade die strukturierte Analyse und Bewertung von Chancen großes Potenzial für Innovation und geschäftlichen Erfolg. Wer Chancen genauso systematisch identifiziert, bewertet und steuert wie Risiken, kann frühzeitig erfolgversprechende Initiativen fördern – und gleichzeitig ineffiziente Ideen frühzeitig beenden.

Ein integriertes Chancen- und Risikomanagement unterstützt somit nicht nur die strategische Ausrichtung, sondern auch die operative Exzellenz. Es macht Unternehmen handlungsfähig und flexibel in einem dynamischen regulatorischen Umfeld.


Orientierung in einem komplexen regulatorischen Umfeld

Die Umsetzung von Anforderungen wie DORA stellt viele Finanzdienstleister vor tiefgreifende strukturelle und technologische Fragen: Welche Prozesse sind kritisch? Welche Abhängigkeiten bestehen zu Dritten? Wie wird Resilienz nicht nur dokumentiert, sondern auch operationalisiert? Die Beantwortung dieser Fragen erfordert nicht nur regulatorisches Fachwissen, sondern auch ein tiefes Verständnis für die betriebliche Realität von Banken, Versicherern und Leasingunternehmen.

Ein interdisziplinärer Ansatz, der Regulatorik, Technologie und Geschäftsprozesse zusammenführt, ist deshalb essenziell. Erfolgreiche Organisationen schaffen es, regulatorische Anforderungen in robuste Prozesse zu überführen, ohne ihre Handlungsfähigkeit zu verlieren – im Gegenteil: Sie gewinnen an Klarheit und Steuerbarkeit.

Typische Fallstricke entstehen dort, wo regulatorische Projekte isoliert in Silos geplant werden, ohne die Gesamtarchitektur der Organisation im Blick zu behalten. Auch die Unterschätzung des laufenden Pflege- und Überwachungsaufwands von Kontrollsystemen sowie eine fehlende Kultur der Verantwortung auf allen Ebenen führen häufig zu ineffektiver Umsetzung. Wer stattdessen auf Transparenz, interdisziplinäre Zusammenarbeit und kontinuierliche Weiterentwicklung setzt, kann Compliance nicht nur erfüllen, sondern zum integralen Bestandteil eines stabilen Geschäftsmodells machen.


Fazit

Compliance kann weit mehr sein als eine Pflicht. Wer sie mit der richtigen Haltung und Struktur angeht, schafft Klarheit, Stabilität und Raum für Innovation. Das wurde auch auf der Handelsblatt Jahrestagung Bankenaufsicht 2025 deutlich, wo Mathias Weinert, Chief Risk Officer bei Sopra Financial Technology, dieses Thema in seinem Vortrag aufgegriffen hat. Unter dem Motto „Wenn Compliance zur Leidenschaft wird, entstehen Chancen, wo andere nur Pflichten sehen“ zeigte er auf, wie Unternehmen durch eine strategisch motivierte Umsetzung von Regulatorik erfolgreicher sein können – heute und in Zukunft.

 

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